Die Kapelle auf dem Bethlehemsplatz in der Prager Altstadt ist dem Gedenken an die unschuldigen Kinder von Bethlehem gewidmet, die auf Befehl von König Herodes nach der Geburt Jesu ermordet wurden.
Die Kapelle wurde 1391 für Predigten in tschechischer Sprache gegründet. Zwischen 1402 und 1413 predigte dort Meister Jan Hus (der bedeutendste tschechische Theologe des 15. Jahrhunderts, dessen Gedanken die religiöse Reformation vorausahnten, die hundert Jahre später unter der Führung von Martin Luther begann).
Die Kirche wurde 1786 größtenteils abgerissen, doch in den 1950er Jahren wurde unter Verwendung der erhaltenen Mauerwerksfragmente eine Nachbildung der ursprünglichen Form errichtet. An der Fassade befinden sich acht Tafeln, die bei Sonnenschein die Inschrift „Za pravdu“ zeigen („Für die Wahrheit“ auf Tschechisch) – ein Grundprinzip der Ideologie von Jan Hus und eine Erinnerung an seinen Märtyrertod.
Heute dient die Kapelle als feierlicher Festsaal der Tschechischen Technischen Universität (ČVUT). Im angrenzenden Predigerhaus, in dem Jan Hus lebte, befindet sich eine Dauerausstellung über die Geschichte der Kapelle und das Leben dieses religiösen Reformators.
Der unterirdische Teil der Kapelle, das so genannte Lapidarium, wird für Ausstellungen genutzt.