Ganz in der Nähe des Hauptbahnhofs und des monumentalen modernen Gebäudes des ehemaligen Parlaments wirkt die Staatsoper hinter der Autoschranke, die die Schnellstraße verstopft, ein wenig verloren.
Dieses prestigeträchtige Gebäude in der Neustadt beherbergt jedoch eine der historischen Opernbühnen der Hauptstadt, auf der schon Richard Strauss und Gustav Mahler zu Gast waren.
Das Neo-Renaissance-Gebäude wurde 1886-1887 von den beiden unermüdlichen Wienern Helmer und Fellner errichtet, einem berühmten Architektenduo, dessen monumentale Werke in vielen mitteleuropäischen Städten zu finden sind.
Als Reaktion auf die Eröffnung des Nationaltheaters, das sich dem tschechischen Repertoire widmete, wurde diese neue Opernbühne von der reichen deutschen Gemeinde in Prag in Auftrag gegeben und finanziert, um dort wichtige deutschsprachige Werke aufzuführen. Das Theater wurde 1888 mit Richard Wagners Meistersingern eröffnet und trug wesentlich dazu bei, die Musik von Richard Strauss und Gustav Mahler in Böhmen zu verbreiten. Letzterer, der hier zahlreiche Konzerte dirigierte, unterhielt eine sehr enge Beziehung zum Orchester des Theaters. Hier entdeckten die Prager später auch die Werke von Arnold Schönberg, Hindemith und Schostakowitsch, dessen Oper Katerina Izmailova hier 1936 zum ersten Mal außerhalb der Sowjetunion aufgeführt wurde.
Das große Auditorium mit seiner Neo-Rokoko-Dekoration ist nach wie vor eine der wichtigsten Opernbühnen der Hauptstadt. Im Repertoire: hauptsächlich italienische Opern (Rigoletto, Nabucco, Aida, La Traviata von Verdi, La Tosca, Madame Butterfly, Turandot von Puccini), aber auch Werke von Dvořák (Rusalka), Bizet (Carmen) oder Strauss. Auch Ballettaufführungen stehen im Mittelpunkt, darunter die regelmäßigen Aufführungen von Tschaikowskys Schwanensee und Prokofjews Aschenputtel.
